Was versteht man unter Tiergestützten Aktivitäten?
Unter Tiergestützter Aktivität (TGA) versteht man gezielte und geplante Interventionen mit Tieren, in unserem Fall mit Pferden. Entsprechend sozialisierte und geschulte Pferde sind äußerst leistungsbereite, feinfühlige und sehr kooperative Partner für tiergestützte Aktivitäten. Ihre sensible Kommunikationsfähigkeit bietet ein breites Spektrum an pädagogischen und therapeutischen Einsatzmöglichkeiten. Für das Erlernen und die Wiederentdeckung sozialer Kompetenzen wie Respekt, Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft, Einhaltung von Regeln und Grenzen, vorausschauende Wahrnehmung, präventives Verhalten, sowie das Übernehmen von Verantwortung sind Pferde besonders geeignete Partner. Pferde vermitteln Nähe, Sicherheit und Vertrauen, da sie von Natur aus feinfühlig und sensibel reagieren. Die TGA mit Pferden kann rehabilitative, physische, psychische und soziale Prozesse unterstützen und sich somit positiv auf das allgemeine Wohlbefinden der beteiligten Menschen auswirken. Im physiologischen Bereich belegen wissenschaftliche Studien einen positiven Effekt auf das Herz- Kreislaufsystem. Regelmäßiger Kontakt mit Tieren speziell mit Hunden oder Pferden kann sich blutdrucksenkend auswirken. Motorik, Koordination und Orientierung können gefördert werden. TGA mit Pferden beeinflusst durch diverse sensorische und taktile Reize die Produktion körpereigener Hormone und die Ausschüttung von Neurotransmittern wie z.B. Oxytoxin und Dopamin, die für Bindungsfähigkeit und "Glücksgefühle" verantwortlich sind. Die Ausschüttung von Endorphinen kann einen schmerzlindernden Effekt haben. Je nach aktueller Gefühlslage des Klienten ist es möglich, dass die TGA eine entsprechende Nivellierung des Cortisolspiegels bewirkt. Eine Senkung des Cortisolspiegels wirkt stressreduzierend und bei reduziertem Cortisolspiegel zeigt ein Cortisolanstieg eine aktivierende Wirkung. Spiegelneurone werden angeregt. Korrellierend zu den physischen Wirkungen ergeben sich durch die TGA auch psychische Effekte. Gefühle werden ausgelöst und Erinnerungen wachgerufen. Die Pferde stehen dem Menschen unvoreingenommen gegenüber. Akzeptanz, Vertrauen, Zuneigung können erfahren und gegeben werden. Körperkontakt z.B. durch Streicheln wirkt sich emotional positiv aus. Konzentrations- und Merkfähigkeit, Bindungsfähigkeit und Aufmerksamkeitsspanne können gesteigert werden. Eindeutiges Handeln und strukturiertes Verhalten werden gefördert, Selbstwirksamkeit wird erfahren. Die Kontaktaufnahme gibt Dialogimpulse und wirkt sozialer Isolation entgegen. Die persönliche Interaktion mit dem Pferd fördert Empathie und motiviert, den eigenen Erlebnis- und Erlebensraum zu erweitern und alternative Verhaltenskonzepte (wieder) zu entdecken.
TGA mit Pferden kann sowohl in Einzel- als auch Gruppensettings zum Einsatz kommen. Bei der Arbeit mit Gruppen wird auf eine korrellierende Anzahl von Teilnehmern und Betreuungspersonen geachtet. Die TGA mit Pferden kann sowohl im Außen- sowie unter besonderer Beachtung des Hygienekonzeptes auch im Innenbereich durchgeführt werden. Letzteres erweist sich gerade bei der Arbeit in Senioren- oder Behinderteneinrichtungen sowie Hospizen als sinnvoll, um auch körperlich und mental eingeschränkten Personen den Umgang mit dem Tier zu ermöglichen. Durch den Einsatz charakterlich ausgeglichener, gesunder, konstitutionell belastbarer Pferde von extra geringer Größe sind nach spezieller Vorbereitung und kontinuierlichem Training tiergestützte Aktivitäten mit Pferden auch innnerhalb der Räumlichkeiten von Alten- und Seniorenwohnheimen, Hospizen sowie bestimmten Rehabilitationseinrichtungen möglich, um unterschiedliche Zielsetzungen zu unterstützen. Hierbei erweitert sich das bereits aufgeführte Spektrum von physischer und psychischer Stabilisierung über soziale und emotionale Integration bis hin zu intensiver Beeinflussung gestörter Bewegungsabläufe durch Förderung von Gleichgewichtssinn sowie von Fein- und Grobmotorik, Wirkung auf den Muskeltonus und z.B. Lösung von Verkrampfungen. Speziell demenziell erkrankte Personen können durch die tiergestützte Aktivität mit Pferden besonders profitieren. Die TGA kann bei regelmäßigem Einsatz zu einer allgemeinen Syptomverbesserung führen. Depressive Verstimmungen können abgemildert werden. Die Ansprechbarkeit kann sich verbessern, Aggressions- und Unruhezustände können gemildert werden. Vor allem das Sundowning-Syndrom (spezielle Unruhezustände in den späten Nachmittags- und frühen Abendstunden) bessert sich häufig. Im Bereich der sozialen Interaktionen werden die Patienten agiler, reger und interessierter. In einigen Fällen ist sogar eine Verbesserung der Nahrungsaufnahme und eine Steigerung der körperlichen Aktivität zu beobachten. Grundsätzlich wirkt sich tiergestützte Aktivität mit Pferden bei äußerst vielen Krankheitsbildern positiv aus. Aphasiker und Patienten mit Sprachstörungen beispielsweise können die non-verbale Kommunikation zwischen Pferd und Mensch besonders genießen. Gesundheit und Wohlbefinden von Mensch und Tier genießen bei der TGA stets oberste Priorität. Auch wenn vorab bestimmte Abläufe und Aktionen geplant werden, so müssen diese stets den situationsbedingten aktuellen Bedürfnissen von Mensch und Tier angepasst werden. Interventionen oder Tierkontakte werden niemals und keinesfalls erzwungen, weder in Bezug auf den einzelnen Klienten, noch in Bezug auf die eingesetzten Pferde. Alle Interaktionen müssen auf beidseitig freiwilliger Basis stattfinden, um den gewünschten Erfolg zu gewährleisten und ein Wohlbefinden von Mensch und Tier zu garantieren. Wir beachten ein speziell für die TGA entwickeltes Hygiene- und Tierschutzkonzept und sind hier geschult.